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Thomas Hürlimann Krankheit
Thomas Hürlimann Krankheit

Thomas Hürlimann Krankheit – Ein wärmendes Licht am Ende eines dunklen Tunnels oder aus dem Kopfkino, in dem der Film des eigenen Lebens vor dem inneren Auge erscheint, sind nur einige der wunderbaren Dinge, die Menschen, die die Möglichkeit hatten, zu sehen bekommen das Leben nach dem Tod durch ein Schlüsselloch über ihre Nahtoderfahrungen zu berichten.

Auch Thomas Hürlimann, ein 1950 geborener Schweizer Autor, lebte noch einige Jahre nach seinem Tod. Als sein Herz während einer Krebsoperation aufhörte zu schlagen, konnten die Ärzte ihn nur knapp retten, bevor er einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. So nennen die Einheimischen ihre Betrüger und Diebe liebevoll.

Die kurze «Geschichte meiner Auferstehung», die Hürlimann vor rund drei Jahren in der «ZEIT» veröffentlichte, enthält Informationen dazu. Er sprach auch von der Zeit, als er dachte, er würde seinen Körper verlassen, nur um statt ins Paradies zur Decke des Operationssaals aufzusteigen.

Hürlimann stieg zum Operationstisch hinab, wo er sich als Notfallpatient sah. Es ist wohltuend, Hürlimanns überaus fantasievolles und anspielungsreiches Buch „Heimkehr“ im Kontext dieser Lazarus-Erfahrung zu lesen. als lächerlicher literarischer Aufstieg ins Jenseits.

Die Geschichte beginnt mit einem Autounfall auf einer Eisstraße in den Schweizer Alpen: “Ein Stern, ein Punkt, ein Blinken, ein Zwinkern, ein Satellit, ein Flugzeug oder irgendetwas anderes am Himmel … Auf der Fahrerseite des Fahrzeug. Noch dreht sich ein Vorderrad, das ein paar Schneeflocken zu einer winzigen Flamme entzünden lässt.

Unter dem kaputten Kühler ragt eine Pfütze aus Öl, Benzin oder beidem hervor und leuchtet wie ein Negativ einer Kamera. Wie schön, wie tief, wie wunderbar ist die Stille, da ist ein Loch in der milchigen, zersplitterten Windschutzscheibe, schwarz gezackt von Scherben. Der Junior sollte nicht zurückkehren, bis er sich als Arzt bezeichnen darf.

Auch hier blickt die Hauptfigur, Heinrich Übel Junior, der in der Geschichte im Schatten eines starren, allmächtigen, aber seltsam abwesenden Gummiproduzenten verrottet, als schwebender Ich-Erzähler von oben herab auf die Unfallstelle, während er sich abmüht mit dem Tod.

Achtzehn Jahre vor der Katastrophe war er vom Übervater in einem Streit vom Anwesen vertrieben worden. Viele Semester später kehrt das fiktive Fraktal Filius nach einem Anruf der Sekretärin seines Vaters nach Hause zurück. Es ist bekannt, dass verlorene Söhne lange Umwege auf sich nehmen, um nach Hause zu kommen.

So viel zum ödipalen Prolog des Abends, als der junge Heinrich mit seinem geliehenen Chevy rückwärts gegen einen Zaun fuhr und später eine retrograde Amnesie erlebte. Der Protagonist von Hürlimanns Roman Heinrich Böse Junior leidet an retrograder Amnesie, was bedeutet, dass er sich nicht an Einzelheiten des Unfalls erinnern kann.

Und in Zukunft wird er sich bemühen, diese Erinnerungslücke zu füllen, was vielleicht etwas Licht in die unheimliche Dunkelheit seiner Vergangenheit bringen wird. Dieser detektivische Hang entpuppt sich im Laufe des Buches als höchst wirksames dramaturgisches Mittel.

Thomas Hürlimann Krankheit

Nach dem Crash landet Bösel Junior auf Sizilien fernab seiner Familie in der Villa Vittoria, wo der verlässliche „Pannenproduzent“ gewissermaßen als sonnenbeschatteter Macher im Maßanzug wiedergeboren wird. Also in Italien, wo „Lazzarone“ noch immer an den biblischen Lazarus erinnert.

In dem Buch ist der böse Junior im Wesentlichen ein Neugeborenes, und er ist so eine nutzlose Platzverschwendung. An seiner Schläfe befindet sich eine schlecht reparierte Unfallnarbe. Die Tatsache, dass die Wunde vermutlich das Ergebnis von Schüssen ist, macht ihn zu einem angesehenen Bürger einer adligen Gesellschaft.

Heinrich der Junge hat nun die Mannschaft gewechselt, vom Verlieren zum Siegen. In „Homecoming“ lässt Thomas Hürlimann sehr virtuos die Frage stehen, ob er ebenfalls von den Lebenden zu den Toten übergegangen ist oder sich noch irgendwo dazwischen aufhält.

Was auch immer die Situation ist, robuste Männer blicken plötzlich zu den Bösen auf, während schöne Frauen sich zu seinen Füßen zurücklehnen. Sie können auch aus den Tiefen der Kunstgeschichte auftauchen, wie Botticellis Venus: „Zuerst war sie nur ein Punkt, ein roter Knopf im blauen Ozean.

Die Schwimmerin tauchte nackt aus den schäumenden Wellen auf, als sie sich dem Ufer näherte und mit kupferfarbenen Haaren. Sie war nur in Glitzer gekleidet, und eine kleine Schleppe aus Tropfen folgte ihr durch den Sand, die Düne hinauf und in den Himmel.

Sie tauchte jedoch schnell wieder vor mir auf, jetzt bedeckt mit einem Badetuch und schüchtern grinsend War noch jemand da? Dieser Geist trägt den Namen Mo Montag. Sie ist nicht vom Himmel herabgestiegen; sie stammte vielmehr aus der Deutschen Demokratischen Republik, die erst während ihres Sterbens entstand.

Mo Montag setzt sich im Namen des VEB Funkwerke Berlin-Köpenick für einen echten Sozialismus ein und hebt die bahnbrechende Entwicklung des drahtlosen Telefons hervor, das heute als Mobilfunk bekannt ist. Die Kameraden montierten den Apparat jedoch in einem Ohrensessel, der unglaublich unbeweglich war.

Hürlimann unternimmt im Laufe des Buches zahlreiche weitere Streifzüge ins Phantastische, was Fragen nach dem Bewusstseinsstand des Ich-Erzählers aufwirft. Heinrich von Mo, ein kleiner Junge, ist fasziniert und setzt ein auf eine spannende Suche, verfolgt Venus von Ost-Berlin aus und versucht immer wieder, seinen Vater zu treffen.

Sie transportiert ihn von Italien über Afrika und die Schweiz in die DDR. Er beendet sich auf Vernissagen von Galerien, wo Hürlimann die Chance ergreift, ein parodistisch verzerrtes Porträt des linken Jetsets der Kunstwelt zu schaffen. Mit anderen Worten, Hürlimann taucht grotesk auf, um die Grenze zwischen Realität und Traum zu verwischen.

Der junge Bösewicht wird schließlich während seines Besuchs des Internationalen Kautschukkongresses in Berlin in die politischen Wirren um den Fall der Berliner Mauer 1989 verwickelt. In „Heimkehr“ tauchen eine sprechende Katze, betrunkene Freunde, ein an die Mafia erinnernder Hallodris und eine Kirke auf, die als Gelegenheitsprostituierte ein karges Leben fristet.

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