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Pierin Vincenz Kinder
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Pierin Vincenz Kinder – Neben Betrug und Fälschung wurde Pierin Vincenz, ein ehemaliger Starbanker, zu fast vier Jahren Haft verurteilt. Die Ära des ehemaligen Raiffeisen-Chefs wird aber noch aufgearbeitet.

Pierin Vincenz, der frühere Chef der Schweizer Raiffeisenbanken, wurde am Mittwochmorgen in erster Instanz wegen Betrugs, Unterschlagung, unlauterer Geschäftsführung und Fälschung verurteilt.

Nach bereits 106 Tagen Haft und einer Geldstrafe von CHF 840’000 verurteilte das Bezirksgericht Zürich Vincenz zu drei Jahren und neun Monaten Haft. Die Geldstrafe wird zur Bewährung ausgesetzt, aber die Haftstrafe wird, wie vom Gericht angeordnet, vollstreckt. Die Verfahrensbeteiligten haben die Möglichkeit, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen.

Das Swissair-Konkursverfahren gilt seit dem Verfahren gegen den einst mächtigen Bankier Vincenz als der schwerste Wirtschaftsprozess der Schweiz.

Seit Beginn der Untersuchung sind mehr als drei Jahre vergangen. Als Ergebnis der Ermittlungen entstand eine über 400-seitige Anklageschrift. Neben Vincenz und seinem ehemaligen Geschäftspartner Beat Stocker saßen fünf weitere Angeklagte auf der Anklagebank – ein Megaprozess.

Einerseits befasste sich das Gericht während der achttägigen Anhörung mit den überhöhten Spesen von Vincenz und Stocker. Zwei Geschäftsleute werden beschuldigt, Hunderttausende von Dollar in Stripclubs, Restaurants und Motels ausgegeben und diese Gebühren als Firmenausgaben geltend gemacht zu haben.

In der Schweiz brach über diese Vorwürfe die öffentliche Empörung aus, weil Pierin Vincenz lange als Anomalie am Finanzplatz Schweiz galt, weil er so bodenständig und doch so reich war.

Unter seiner Führung wuchs die Raiffeisen Gruppe zur drittgrössten Bank des Landes. Viele waren erschrocken, als sie erfuhren, dass Vincenz angeblich Geld in Stripclubs geworfen hatte.

Vincenz wurde am Mittwoch wegen Serienveruntreuung, untreuer Geschäftsführung und Urkundenfälschung vom Gericht hier sowie weiterem Fehlverhalten für schuldig befunden. Infolge des Ausgabenskandals wurde auch Stocker für schuldig befunden.

Durch geheime Investitionen in Firmen soll Vincenz Millionen von Dollar verdient haben.

Raiffeisen und das Kreditkartenunternehmen Aduno (heute Viseca), an dem Raiffeisen beteiligt ist, sind die beiden strafrechtlich und finanziell entscheidenden Unternehmen in diesem Fall.

Meist wird behauptet, Vincenz sei heimlich an vier Übernahmen von Raiffeisen oder Aduno beteiligt gewesen. Dieser Mann hat mit seinem Verhalten Millionen von Dollar verdient, so die gegen ihn erhobenen Anklagen.

Weil Vincenz auf beiden Seiten des Verhandlungstisches saß und es nicht sichtbar machte, wertete die Staatsanwaltschaft dies als Betrugsfall. Die Staatsanwaltschaft erhob auch identische Ansprüche gegen Beat Stocker und behauptete, er habe eine wesentliche Rolle bei den Transaktionen gespielt.

Vincenz wurde auch in diesem Fall vom Gericht für schuldig befunden und wegen Betrugs, unlauterer Geschäftspraktiken und passiver Privatbestechung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Ebenfalls vom Gericht für schuldig befunden wurde Vincenz’ Ex-Gefährte Stocker, der zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde, aber eine geringere Strafe erhielt als Vincenz. Einer der anderen Verdächtigen wurde freigesprochen und drei wurden mit einer Geldstrafe belegt. Der Fall des siebten Angeklagten wurde vom Gericht wegen seines Gesundheitszustands eingestellt.

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Obwohl Vincenz von mehreren schwerwiegenden Vorwürfen wie Wirtschaftsbetrug freigesprochen wurde, stimmte das Gericht unter dem Vorsitz von Richter Sebastian Aeppli der Staatsanwaltschaft mit ihrem Strafurteil weitgehend zu.

Die Darstellung der Staatsanwaltschaft war von den Verteidigern in Frage gestellt worden, damit hatte niemand gerechnet. Es bleibt natürlich noch Zeit, das Thema zu wechseln. Es wurde bereits Berufung von Vincenz’ Anwalt eingelegt. Die Vincenzzeit wird noch bearbeitet.

Anders formuliert, erklärte Richter Aeppli, die Haftstrafe von Vincenz sei um neun Monate verkürzt worden, weil er von den Medien “massiv” beeinflußt worden sei. Die Entscheidung der Jury am Mittwoch dürfte nicht nur Bankern und Wirtschaftsfachleuten, sondern auch Prozessbeobachtern zu denken geben.

Am Anfang

Es war ein ereignisreicher Start für den Bündner Bergjungen aus Andiast, der sein Studium der Rechtswissenschaften mit Auszeichnung abschloss.

Pierin Vincenz, 26-jähriger Wirtschaftsstudent an der HSG St. Gallen, spürte bereits als Teenager die Anziehungskraft von Reichtum und Macht. Er begann 1996 bei Raiffeisen Schweiz zu arbeiten und wurde 1999 zum CEO befördert. Als er jünger war, lebte er nach dem Mantra „Give it a boost“.

Seine erste Frau starb kurz nach der Beförderung von Vincenz zum CEO an einer Gehirnblutung. Zwillinge von Sechsjährigen finden den angehenden Manager plötzlich als alleinerziehenden Vater.

Die psychische Behandlung und seine Position als CEO ermöglichen es ihm, Besprechungszeiten zu planen, die für ihn günstig sind. «Damit ich den Kindern zuverlässig sagen konnte, wann ich nach Hause komme», sagte er der «Schweizer Illustrierten» einmal.

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