
Otto Prokop Biografie – Otto Gerhard Prokop war ein österreichisch-deutscher Gerichtsmediziner und Gerichtsserologe, der die Entwicklung der Forschungspolitik und der Gerichtsmedizin in der DDR maßgeblich beeinflusst hat. Auch nach seiner Pensionierung waren Prokops Publikationen und Vorträge weltweit gefragt.
Prokop, Sohn eines Arztes, absolvierte 1940 das Volksgymnasium in Salzburg und immatrikulierte sich im folgenden Jahr an der Medizinischen Hochschule in Wien; sein Studium wurde jedoch nach zwei Semestern abgebrochen, als er zum Wehrdienst einberufen wurde.
Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft Ende 1945 setzte Prokop seine Ausbildung in Bonn fort, promovierte und legte 1948 das Staatsexamen über den Mord mit Tierhaaren ab. 1953 habilitierte er sich mit dem Titel „Experimentelle Sensibilisierungsforschung“. auf Blutgruppen-Antigene.
Er blieb in Bonn, wo er über verschiedene Themen im Zusammenhang mit der Gerichtsmedizin sprach, darunter menschliche Blutgruppen und die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Okkultismus. Prokop nahm im Februar 1957 eine Stelle als Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Humboldt-Universität in Ost-Berlin an.
Seit Victor Müller-Hess 1949 die Freie Universität Berlin verließ, war der Lehrstuhl unbesetzt geblieben. Prokop behielt die doppelte Staatsbürgerschaft mit der DDR und Österreich, was ihm erlaubte, zwischen den beiden Ländern frei zu reisen. Außerdem leitete er den Betrieb des Instituts für Blutspende und Transfusion Berlin-Lichtenberg.
Darüber hinaus war Prokop kommissarischer Leiter der Institute für Rechtsmedizin und Kriminalistik sowohl an der Universität Leipzig als auch an der Universität Halle. Durch seine Bemühungen gründete Prokop seine eigene wissenschaftliche Schule zu einer Zeit, als die Gerichtsmedizin in beiden deutschen Ländern stark wuchs.
Er unterrichtete Medizin-, Zahn-, Kriminologie- und Jurastudenten, bildete Laborärzte und Chemiker aus und unterrichtete medizinische, forensische und klinische Chemiker in der toxikologischen Analyse und der Ausbildung von Kandidaten für Pathologie.
Darüber hinaus erzielte er bemerkenswerte Erfolge in den Bereichen Krebsforschung, Genetik, Blut- und Serumgruppierung und so weiter. Er betreute die Rehabilitation von rund 25 Medizinern. Als Prokop im September 1987 endgültig zurücktrat, übernahm sein lebenslanger Schüler Gunther Geserick.
Otto Prokop ist am 20. Januar 2009 im Alter von 87 Jahren verstorben. Der Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin ist seine letzte Ruhestätte. 2018 wurde Prokops Grab vom Senat in die Liste der Berliner Ehrengräber aufgenommen. Ehefrau Wilhelmine Prokop übersetzte Werke ihres Mannes Otto Prokop.
Aus der Verbindung gingen zwei Kinder hervor, eine Tochter und ein Sohn. Prokop hat drei Brüder: den verstorbenen Sportmediziner Ludwig Prokop, den Handballer Gunnar Prokop und Heinz Prokop. Als Forscher, Professor und Direktor des Ostberliner Instituts brachte Prokop der Gerichtsmedizin in Deutschland breite Anerkennung.
Nachdem der Angeklagte und seine Anwälte 1969 mit den Zürcher Wissenschaftlern Max Frei-Sulzer und Otto Prokop Rücksprache gehalten hatten, konnte dieser durch eigene genaue Ermittlungen ein Mordverbrechen ausschließen und Hetzels Unschuld im Gegensatz zum zuvor eingesetzten Sachverständigen Albert Ponsold beweisen.
Die sich ausschließlich auf Amateurfotografien verlassen hatten. Der anschließende Freispruch im Wiederaufnahmeverfahren erregte breite Medienaufmerksamkeit und stärkte Prokops Ansehen in der Gemeinde.
Wichtig ist, dass Prokop nachweisen konnte, dass das Landgericht Offenburg bei seiner Verurteilung wegen Mordes an dem Metzger Hans Hetzel von 1953 einen Fehler begangen hatte.In Bezug auf Letzteres kämpfte Prokop in seinen Schriften und Vorträgen gegen Okkultismus und „sanitärmedizinische Praktiken“.
Zu seiner Rolle als Torwächter gehörte es, die Ausbreitung der Parapsychologie aus der Sowjetzeit in Ostdeutschland zu stoppen. Er wurde ein lautstarker Gegner pseudowissenschaftlicher Aktivitäten wie Wünschelrute, Okkultismus und paranormaler Medizin und griff sogar das Gebiet der Parapsychologie an.
Post-Mortem-Bildung von Blausäure, der Coup-contre-Coup-Mechanismus, die Bestimmung des Todeszeitpunkts, Ertrinkungstode, die supravitale Reaktion, die Art von Schusswunden und der Gruppe der Protectine sind alle Bereiche, in denen Prokop als Initiator und Förderer experimenteller Arbeiten.
Auf den Gebieten der forensischen Serologie, Genetik und Forensik über umfangreiche Kenntnisse verfügt. Prokop war Vorsitzender des Facharztprüfungsausschusses der DDR und im Ministerialrat für medizinische Wissenschaft.
Er bekleidete Positionen als Mitherausgeber des Journal of Legal Medicine, Ehrenmitglied oder korrespondierendes Mitglied in 20 in- und ausländischen Fachorganisationen sowie als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Prokop war nie Mitglied einer politischen Partei, da er sich weigerte, sich der Ideologie einer von ihnen anzupassen. Autopsien von Menschen, die in DDR-Gefängnissen in Berlin und im Berlin Wall wurden von Prokops Institut aufgeführt. Als die Gesellschaft für Gerichtliche Medizin der DDR 1967 gegründet wurde, stieg er schnell zum Vorsitzenden auf.
Sein „schuldhaftes Schweigen“ bei dieser Zusammenarbeit trug dazu bei, dass in der DDR die Todesursachen vor der Öffentlichkeit und den Angehörigen der Opfer verschwiegen oder erfunden werden konnten. Er schätzte, dass er etwa 45.000 Sezierungen durchgeführt hat.
Zusammengestellt von Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit Die Goldene Kampfmedaille „Für Verdienste um Volk und Vaterland“ wurde Prokop 1975 für seine „kameradschaftliche“ und „vorbildliche“ Mitarbeit verliehen. Aus diesem Grund hielt Prokop in seiner Eigenschaft als Leiter des Instituts regelmäßige und formelle Kommunikationswege mit dem MfS offen.
2002 erhielt er den Konrad-Händel-Preis der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin und 1981 den Nationalpreis für Wissenschaft und Technik der DDR. Dieselbe Organisation lehnte Prokops ersten Antrag auf Ehrenmitgliedschaft ab und hielt an dieser Entscheidung fest.
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