Gerhard Scholz Alter – Gerhard Scholz war Professor und Autor an der Universität Göttingen. Literatur, Germanistik und Kulturphilologie zählten zu seinen Forschungsschwerpunkten.
Gerhard Scholz wurde Anfang des 20. 1924 machte er das Abitur und studierte an den Universitäten in Tübingen, Heidelberg, Berlin und Breslau. Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Religionsgeschichte gehörten zu den behandelten Themen. 1932 wurde er Referendar des Tertiären Bildungsdienstes. Nach 1933 behinderte jedoch seine politische Vorgeschichte die weitere Entwicklung seiner Arbeit.
Nach seinem Eintritt in die Sozialdemokratische Partei im Jahr 1925 war Scholz als Referent für den Jugendverband der Partei tätig. Die NSDAP (Nazi-Partei) übernahm im Januar 1933 die Macht und errichtete schnell eine Einparteien-Diktatur in Deutschland. Schulz wurde im Mai 1933 aus dem Erziehungsministerium entlassen. Seine Stelle als Gymnasiallehrer und als freier Forscher an der Universität Breslau konnte er trotz seiner Behinderung behalten. Gleichzeitig war er Mitglied des Jugendflügels der SPD. Parteimitgliedschaft und Parteitätigkeit wurden ihm 1933 verboten.
Erst durch seinen Umzug von Berlin nach Prag im Jahr 1936 konnte er einer Festnahme wegen „Verschwörung zum Hochverrat“ („Vorbereitung zum Hochverrat“) entgehen. Während seines Exils in der Tschechoslowakei verdiente er seinen Lebensunterhalt als Sprachenlehrer und als Mitwirkender an der Zeitschrift “Maß und Wert”, die von Thomas Mann, einem weiteren Nazi-Flüchtling, in Zürich herausgegeben wurde.
Scholz war Mitbegründer der „Thomas-Mann-Gesellschaft Deutscher Auswanderer in Prag“, einer Gruppe deutscher politischer Exilanten, die sich zu diesem Zeitpunkt in Prag niedergelassen hatte („Thomas-Mann-Gesellschaft dt. Auswanderer in Prag“). Als Nazi-Deutschland 1938 in die Tschechoslowakei einmarschierte, musste Gerhard Scholz erneut fliehen, diesmal nach Warschau und dann über Riga nach Stockholm.
Während seines Aufenthalts in Schweden war er Journalist und Dozent am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stockholm. Um seine wachsende Liste von Verbindungen zu erweitern, trat er dem liberalen Freien Deutschen Kulturbund bei. Sein Austritt aus der Partei erfolgte etwa ein Jahr nach seinem Eintritt in die Sozialistische Arbeiterpartei im Jahr 1931. Während seines Aufenthalts in Schweden Anfang der 1940er Jahre gibt es Hinweise darauf, dass er von der Regierung als kommunistischer Sympathisant bezeichnet wurde.
Zweiter Weltkrieg: September 1939 bis Mai 1945 für Deutschland Eine Parteiherrschaft schien mit ihrem Untergang zu Ende zu gehen. Im Juli 1946 kehrte Scholz nach Deutschland zurück. Während der zweijährigen ethnischen Säuberungen und Grenzanpassungen, auf die sich die Sowjetunion und ihre Kriegsverbündeten geeinigt hatten, war Niederschlesien, in dem er geboren und aufgewachsen war, kein Deutscher mehr. Seine neue Heimat lag in der Osthälfte des Restdeutschlands, in der sowjetisch verwalteten Besatzungszone.
Einige Jahre nach dem Eintritt in die neue SUD-Partei wurde der deutsche Einparteienstaat gegründet und die SUD wurde für die folgenden Jahre zur dominierenden politischen Kraft im Land. Von 1947 bis 1949 war er Referendar der Deutschen Gesellschaft für Volksbildung, 1949 bzw. 1950 Direktor des Goethe-Schiller-Archivs und der Klassik-Stiftung Weimar.
Anfang der 1950er Jahre bekleidete er Verwaltungsfunktionen in Weimar und Jena sowie ad hoc Lehraufträge für Germanistik an anderen Universitäten.
1953 legte er sein Amt an der Universität Weimar nieder und begann eine neue Karriere als Gastprofessor an der Universität Leipzig, wo er Lehrveranstaltungen zur altdeutschen Literatur lehrte. Im Mittelpunkt seiner Dissertation stand das Frühwerk Friedrich Schillers.
Gleichzeitig wurde ihm eine Professur für aktuelle deutsche und skandinavische Literatur am Germanistischen Institut der Humboldt-Universität zugesprochen. Zehn Jahre später, 1969, ernannte ihn die Humboldt-Stiftung kurz vor seiner Emeritierung zum ordentlichen Professor.
György Lukács (1885–1971) und der Schriftsteller Werner Krauss (1900–1976) sind neben Gerhard Scholz (1900–1976) zwei weitere Gelehrte, die als Begründer einer neuen deutschen marxistischen Literaturtradition gelten können. Von seiner sorgfältigen Recherchemethode über die Kontextualisierung seiner Quellen bis hin zur Einordnung literarischer Werke in den sozialhistorischen Kontext ihrer Zeit hat er einen enormen Einfluss ausgeübt.
Als Scholz und seine Kollegen aus dem Blickfeld verschwanden, wurde eine von ihnen entwickelte interdisziplinäre Methode mehr zum Mainstream. Scholz weitete damit die Attraktivität des traditionellen Literaturkanons auf eine neue Lesergeneration aus. Viele besuchten seine Vorträge über Goethes Faust. Hans-Günther Thalheim, Hedwig Voegt und Ursula Wertheim sind nur einige der Wissenschaftler, die er nachhaltig geprägt hat.
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