Fritz Pleitgen Familie – Bereits mit 14 Jahren begann Fritz Pleitgen seine freiberufliche Tätigkeit als Sport- und Gerichtsreporter für die Lokalausgabe der Freien Presse Bielefeld. 1959 begann er hier eine zweijährige Ausbildung. Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Bünde brach er vor dem Abitur ab.
1963 wechselte er zum WDR Köln. Er trat der SPD als Anhänger der Ostpolitik Willy Brandts bei. Pleitgen war zunächst als Sonderkorrespondent für Politik und Wissenschaft in der Redaktion der Tagesschau tätig. Pleitgen blieb trotz der zusätzlichen Verwaltungsaufgaben journalistisch tätig.
In der siebenteiligen Audioserie Fritz Pleitgen – Sein Leben, die im Dezember 2021 im WDR startete, wurde Pleitgen von Jochen Rausch zu Höhen und Tiefen seines Lebens befragt. Der Zugang zu den jeweils etwa 45 Minuten langen Folgen ist über die ARD Audiothek möglich.
1964 begann er als Auslandsjournalist über EWG- und NATO-Gipfel in Brüssel und Paris zu berichten. Pleitgen bot auch Informationen über den Sechstagekrieg von 1967 sowie den Zypernkrieg an. Ab 1970 arbeitete er in verschiedenen ARD-Studios im Ausland und blieb dort bis 1977.
Er war der erste westliche Journalist, der in diesem Zusammenhang mit Leonid Breschnew, dem damaligen Generalsekretär der KPdSU, sprach. Pleitgen wurde 1977 dank seiner diplomatischen Fähigkeiten in Moskau, wo er sehr gute Kontakte sowohl zur Regierung als auch zu Dissidenten unterhielt, für den Posten des Korrespondenten in Ost-Berlin qualifiziert.
Wegen seiner häufig antikommunistischen Berichterstattung war Lothar Loewe, sein Vorgänger dort, aus der Nation ausgeschlossen worden; Angst davor hatte Pleitgen seitens der ARD nicht. Insgesamt bekleidete er diese Position fünf Jahre lang. Im Juli 1982 übersiedelte er von Ost-Berlin nach Washington, DC.
Da Pleitgen der Politik des damaligen Präsidenten Ronald Reagan eher kritisch gegenüberstand, wurde ihm während seiner Tätigkeit als Korrespondent in den USA “antiamerikanischer Unterton” vorgeworfen . Pleitgens Überzeugung, Willy Brandts Ostpolitik sei die beste Vorgehensweise, war die treibende Kraft hinter dieser kritischen Berichterstattung.
Nach fünfjähriger Tätigkeit im ARD-Studio Washington wechselte Pleitgen 1987 in die gleiche Position ins ARD-Studio New York. Anschließend wurde Pleitgen von Friedrich Nowottny, den er bereits aus gemeinsamen Praktika kannte, zurück nach Köln gerufen Die Bielefelder Freie Presse.
Ab 1988 übernahm Pleitgen die Leitung der Fernsehprogrammabteilung “Politik und Zeitgeschehen” des “Mutterhauses”. Nach 30 Jahren beim Fernsehen war Pleitgen bis 1993 Chefredakteur des WDR. Anschließend wechselte er in den Hörfunk und wurde am 1. Januar 1994 zum Hörfunkdirektor des WDR ernannt.
Pleitgen gründete den Sender Eins Live und überarbeitete die Programm- und Betriebsstruktur während dieser Zeit. Die anderen Kandidaten für diese Stelle zogen ihre Bewerbungen wie zuvor bei der Ernennung Nowottnys zurück, und Pleitgen wurde am 17. März 1995 vom Rundfunkrat zum Nachfolger von Friedrich Nowottny als Intendant des WDR gewählt.
Pleitgens kontinuierliche Regionalisierung des WDR als Intendant führte zur Gründung von Regionalstudios in Köln und Dortmund. Darüber hinaus setzte er sich für die Schaffung des PHOENIX-Veranstaltungskanals ein. Von 2001 bis 2002 war er Vorsitzender der ARD.
Pleitgen engagierte sich auch bei der European Broadcasting Union, wo er von September 2006 bis 2008 als Präsident fungierte, nachdem er ab 2002 als Vizepräsident fungiert hatte. Fritz Pleitgen setzte seine journalistische Karriere neben seinen leitenden Aufgaben fort.
Neueren Datums sind die Reiseberichte über die Rocky Mountains, die die ARD ausstrahlt. Wiedersehen mit dem Weihnachtsland, Sehnsucht nach dem alten Westen und Spurensuche im Erzgebirge. Kritik erntete Pleitgen Ende 2004, nachdem Harald Schmidt für eine ARD-Sendung ausgewählt worden war.
Das ARD-Tochterunternehmen Degeto unterschrieb den Vertrag mit Schmidts Produktionsfirma. Nach seiner Wiederwahl am 14. September 2000 endete im Juli 2007 Fritz Pleitgens letzte Amtszeit als WDR-Intendant. Ursprünglich wollte er diese Wiederwahl nur zu 50 % nutzen, lehnte dies jedoch ab.
Innerhalb des 43-köpfigen WDR-Gremiums gab es einen politischen Streit darüber, wer sein Nachfolger werden sollte. Falls Pleitgen vom Rundfunkrat ernannt wurde und es zu keinem Konsens über eine Nachfolge kam, war Pleitgen bereit, selbst zu übernehmen.
Doch weder der Chef des WDR-Rundfunkrats noch seine eigene Partei, die SPD, würden ihn unterstützen. CDU, FDP und Grüne, die auf Pleitgens anhaltende Bemühungen setzten, boten ihre Unterstützung an. Er fühlt sich für den Vorfall moralisch verantwortlich.
Fritz Pleitgen wurde am 5. Januar 2007 von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger zum Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH ernannt. Die Ruhr 2010 GmbH ist verantwortlich für die Organisation der Kulturhauptstadt Europas 2010 in Essen und im Ruhrgebiet.
Am 1. April 2007, drei Monate vor seiner Amtszeit als Direktorr des WDR normalerweise abgelaufen wäre, nahm Pleitgen diese Rolle an. „Wir tragen die Tragödie schwer“, sagte Fritz Pleitgen mit Blick auf den Vorfall bei der Loveparade 2010, die Bestandteil der RUHR.2010 war.
Von 2013 bis 2019 war er Kuratoriumsvorsitzender der DFL Stiftung, danach wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Er war ursprünglich Vorsitzender und dann Ehrenvorsitzender des Lew Kopelev Forums in Köln von seiner Gründung im Jahr 1998 bis April 2017.
Pleitgen war von 2013 bis 2020 Kuratoriumsmitglied der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Pleitgen war Vater von vier Kindern und seit 1969 verheiratet. Er lebte in Bergisch Gladbach-Bensberg, einem Ortsteil von Bergisch Gladbach. Frederik ist selbst Journalist, sein Sohn.
Fritz Pleitgen erhielt 2020 die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. In seinem Buch Eine unmögliche Geschichte, dem WDR-Podcast Fritz Pleitgen – Sein Leben und weiteren Interviews thematisierte er die Krankheit 2021. Pleitgen ist am 15. September 2022 im Alter von 84 Jahren in Köln an Krebs gestorben.
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